Nuri Sahin, darf man Borussia Dortmund trotz der Niederlage zur Champions-League-Qualifikation gratulieren? Ich habe da zwei Sichtweisen. Emotional bin ich froh, dass das Minimalziel erreicht ist. Aber nüchtern betrachtet war sehr, sehr viel Schlechtes dabei - nicht nur heute. Ein Trainerwechsel vor der Saison, ein Trainerwechsel in der Saison, ein streikender Spieler, der für uns sehr, sehr wichtig war. Dann wollte Aubameyang weg, der uns von der Qualität her in einigen Spielen gefehlt hat. Mit ihm hätten wir mindestens zwei, drei Punkte mehr gehabt. In der Hinrunde hatten wir sehr viele Probleme, auch in der Kabine. Disziplinarische Probleme, die immer Energie kosten. Wir konnten uns fast nie in Ruhe auf unsere Spiele fokussieren. Deshalb stehen wir auf dem vierten Platz, mehr war ehrlich gesagt in dieser Saison nicht drin.
Trauen Sie jetzt allen die nötige Selbstkritik zu? Sonst hätten sie ihren Beruf verfehlt. Nicht nur wir Spieler, jeder einzelne muss Selbstkritik üben, von A bis Z. Und ich denke, dass da alle ehrlich genug sein werden. Ich weiß, wo ich ansetzen muss und dass viele Jungs wissen, woran sie ansetzen müssen.
Was macht Sie zuversichtlich, dass das in der Sommerpause besser klappt als in den vergangenen Wochen? Ruhe. Wir werden uns jetzt sechs Wochen nicht sehen, man kriegt eine ganz andere Sichtweise, wenn man im Urlaub ist und etwas Abstand hat. Dann schauen wir mal, was die Vorbereitung bringt. Ein bisschen Qualität wird wohl dazu kommen, das schadet ja auch nicht.
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Sie gehören zu den Führungsspielern. Haben Sie zu spät erkannt, welche Strömungen sich in der Mannschaft entwickeln? Wenn etwas eine Eigendynamik nimmt, ist es sehr schwer, das zu stoppen. Wir sind nicht frei von Kritik. Ich lese viel, dass wir Wortführer sind, dass wir Politik machen. In der Kabine gab es Probleme, die gibt es nicht mehr. Aber wir haben keine Listung mehr auf den Platz gebracht. Das hat viel mit Vorbereitung zu tun, viel mit dem Kopf - das sind Dinge, die wir anpacken müssen.